Vorderer Knieschmerz

Regelmäßig stellen sich in meiner Praxis meist sportlich aktive Patienten aber auch Kinder und Jugendliche vor, die ohne eine direkten Einfluss von aussen oder auch nach einem Unfall Schmerzen an einem oder beiden Kniegelenken beklagen. Die Beschwerden werden von diesen Patienten vor allem belastungsabhängig im vorderen Bereich hinter, neben oder unterhalb der Kniescheibe angegeben. Um eine geeignete Therapie einzuleiten ist es entscheidend, die Ursache der Beschwerden dieses vielschichtigen Beschwerdebildes zu klären. Ursächlich können Achsfehlstellungen von Wirbelsäule, Hüfte, Knie und Füßen sowie eine nicht physiologische Patellaform oder –Position sein, die in der Folge zu einer statischen Fehlbelastung der das Kniegelenk führenden und stabilisierenden Strukturen oder der Kniescheibe selber führen. 

Weiterhin sind Wachstumsbeschwerden im Wachstumsschub bei Kindern und Jugendlichen zu nennen, bei dem es aufgrund eines unverhältnismäßigen Wachstums von Knochen (schnelleres Wachstum) und Muskeln (langsameres Wachstum) zu einem erhöhten Druck hinter der Kniescheibe kommt.

Es müssen nicht immer unphysiologische lokale Verhältnisse für das Auftreten von Beschwerden ursächlich sein. Natürlich führen auch immer wieder einfach Belastungsspitzen bzw. Überlastungssituationen, bei denen die Belastungsfähigkeit des Kniegelenks in Bezug auf die auf das Gelenk einwirkende Belastung zeitweise falsch eingeschätzt.wird, bei unseren Sportlern zu Beschwerden. Beispielsweise werden beim Springerknie (Jumper’s knee) bei Sprung- bzw. sogenannten Stop-and go-Sportarten mit abruptem Richtungswechsel die Beschwerden auf den unteren Kniescheibenpol und die Vorderkante des Schienbeins projeziert. Beim Läuferknie berichten die Patienten nach Laufen oder Radfahren durch erhöhte lokale Reibung einer Sehnenplatte (Tractus iliotibialis) über Beschwerden an der Aussenseite des Kniegelenks. Unphysiologische Zustände begünstigen selbstverständlich das Auftreten von Beschwerden. Auch isolierte Verkürzung von Sehnen, Bändern und Muskeln können zu den genannten Schmerzen führen. Abschließend sind noch degenerative Ursachen (Verschleiß des Knorpels [Arthrose], Alterungsprozesse der Sehnen und Bänder) und postoperative Beschwerden zum Beispiel nach Implantation eines künstlichen Kniegelenks (Knieprothese), die sich vornehmlich am inneren Anteil des Scheinbeinkopfes (Pes anserinus) abspielen, zu nennen. Zur Diagnose führen eine gründliche körperliche Untersuchung mit einer detaillierten Anamnese sowie bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, Kernspintomografie (MRT) und Computertomografie (CT). Die Therapie richtet sich primär nach der Ursache und umfasst somit Patienten- bzw. Trainingsberatung, Gangbild-/Laufanalyse, Empfehlung von geeigneten Sport-/ Laufschuhen, Einlagenversorgung mit oder ohne Beinlängenausgleich und physiotherapeutische und physikalische Maßnahmen (Kälte, Strom, Ultraschall). Erfolgreich wird in diesem Rahmen bei uns die Neurostimulation (NSM) eingesetzt, die sich als Kombination von Akupunktur und Elektrotherapie versteht. Darüberhinaus wird die Behandlung mit stabilisierenden und korrigierenden Bandagen, antientzündlichen Maßnahmen lokal (Salben/Gels) und/oder oral (Tabletten), Akupunktur und lokalen Spritzen mit Kortison oder Traumeel durchgeführt. Die extrakorporelle Stoßwellentherapie wenden wir bei chronischen Beschwerden unserer Patienten an. Bei nachgewiesener Arthrose des Kniegelenks kommen Injektionen mit Hyaluronsäure effektiv zum Einsatz.