Kann man Operationsnarben behandeln?

Auch in der Orthopädie und Unfallchirurgie befassen wir uns in unserer Praxis immer wieder mit den Nachwirkungen von Operationen. Hierbei stelle ich fest, dass eine größere Anzahl von Patienten auch immer wieder auf ihre Narben zu sprechen kommen. Sie berichten häufig über Juckreiz, Hautspannung mit daraus resultierenden Bewegungseinbußen insbesondere über Gelenken, Schmerzen und Kälte- sowie Wärmeempfindlichkeit.

Nach jeder Verletzung, so auch nach einem Hautschnitt bei einer Operation, setzt ein umfangreicher Heilungs- und Reparaturmechanismus ein. Man bezeichnet dies als Wundheilung. Eine Narbe braucht eine gewisse Zeit, um sich möglichst umfangreich vom faserreichen Ersatzgewebe zur Haut umzubauen. Dies gelingt nicht immer vollständig. Als Ergebnis bleiben dann häufig sogenannte keloidartige Auftreibungen und Rötungen bestehen, die über dem normalen Hautniveau erhaben sind. Nicht selten berichten meine Patienten auch über sie störende ästhetische Veränderungen. Hier ist wichtig zu wissen, dass es bei Narben keine Behandlungsmethode der ersten Wahl gibt.

Die Therapie muss auf jeden Patienten ggf. individuell abgestimmt und festgelegt werden. Hier hat auch mir insbesondere die Leitlinie „Therapie pathologischer Narben einschließlich hypertropher Narben und Keloidbildung“, entwickelt von Dermatologen, geholfen. Die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten sind die Unterspritzung mit kortisonhaltigen Kristallsuspensionen sowie die Kryotherapie. Sehr selten müssen Narben allerdings auch operativ korrigiert werden. Hier ist zu erwähnen, dass sich Narben, die man entfernt, auch aufgrund der genetischen Konstitution des Patienten in gleicher Weise wuchernd sich nachbilden können.

Insbesondere in der Wirbelsäulenchirurgie bei Operationen beispielsweise an der Bandscheibe klären wir unsere Patienten immer über sogenannte innere Narbenbildung und Wucherungen auf. Dies ist besonders wichtig, da in seltenen Fällen – ohne Verantwortung des Operateurs oder Verantwortung des entsprechenden Patienten – der entsprechende Bandscheibenvorfall zwar wegoperiert wurde, aber das sich dort neu bildende Ersatzgewebe bzw. Narbengewebe so wuchert, dass neuer Druck auf einen Nerv entstehen kann. Dies ist eine seltene, aber ernstzunehmende Komplikation bei Operationen an der Bandscheibe. Aktuell gibt es auch weitere spezielle Therapieoptionen, beispielsweise mit Hyaluronidase, welches ein Enzym ist.

Wir wünschen Ihnen von Herzen eine gute und sichere sowie schmerzfreie Narbenheilung.

Ihr Bonner Orthopädenteam Dr. Jürgen Römer